Bau und Eröffnung der Brexbachtalbahn Engers-Siershahn im Jahre 2009
als Teil der Unterwesterwaldbahn Engers - Altenkirchen und (Limburg-) Staffel-Siershahn.
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Kurze Vorgeschichte
Nachdem die Hauptbahnen
um den Westerwald herum fertig gestellt waren, regte sich das Bedürfnis,
einer Westerwaldbahn wieder. Seit
1845 hatte es
Projekte gegeben, den Westerwald in Nord-Südrichtung zu durchqueren, als
direkte Verbindung zwischen Köln und Frankfurt. Doch alle diese Projekte
scheiterten zum Teil an der Finanzierung oder auch am Misstrauen des
Herzogtums Nassau, welches nahezu vom Königreich Preußen umgeben war.
Militärische, anstelle von wirtschaftlichen Interessen spielten um diese
Zeit eine große Rolle. Im Jahre
1866 wurde das
Herzogtum von Preußen annektiert und so gab es wieder ernsthafte Pläne
zur Westerwalderschließung. |
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Doch der Eisenbahnbau
erfolgte nicht, da es Schwierigkeiten mit dem Grunderwerb für die
Strecke gab. Den Fehlbetrag von 360.000 Mark an Mehrkosten wollte die
RhE nicht aufbringen, sie wich von ihren Kalkulierten Beträgen nicht ab.
Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem deutsch-französischen Krieg war
nur von kurzer Dauer, die Gesellschaft verlor das Interesse am Bahnbau
wegen zu erwartender geringerer Einnahmen.
1878 Die fehlenden Mittel konnte der Vorsitzende des Eisenbahnkomites Pfarrer Wilhelm Müller aus Grenzhausen beschaffen. Somit wäre bald mit dem Beginn des Streckenbaues zu rechnen. 1879 hatte die RhE noch nicht mit dem Bahnbau begonnen und wollte in Kürze mit dem Erwerb der restlichen Grundstücke beginnen. Die Verstaatlichung der RhE im Jahre 1880 war dann der Durchbruch für den Bahnbau im Westerwald. Dafür wurde ein neues Planfeststellungsverfahren notwendig, denn die KED = Königliche Eisenbahndirektion zu Köln rrh (rechtsrheinisch) wurde beauftragt diese Strecken nur eingleisig zu errichten. |
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1881 begannen die
Bauarbeiten auf der gesamten Strecke. |
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Am 31 Mai schreibt dass Kreisblatt: (Originaltext in der damals üblichen Schreibweise) Eröffnungsfeier
der Westerwaldbahn. Sie wurden mit dem Zuge, dem vier Gendarmen als Ehrengeleite voranritten, die Musik der freiwilligen Feuerwehr an der Spitze, dann eine Abtheilung Feuerwehr, der Kriegerverein, der Gesangverein Mendelssohn=Bartholdy, Gemeinderath, Behörden, Bürger und zahllose männliche und weibliche Begleitung, deren Schluß wiederum eine Abtheilung freiwillige Feuerwehr bildete, in die reichgeschmückte Stadt und zum Festessen im „Nassauer Hof“ geführt, um sich von den Strapazen einer weiten und langen Reise zu restauriren. Daß es dabei an passenden und launigen Trinksprüchen nicht fehlte, läßt sich bei der heiteren Feststimmung und dem leckeren Mahle sehr leicht denken. Den Reigen derselben eröffnete der Herr Oberpräsident, Graf Eulenburg; er betonte, dass man bei solchen Gelegenheiten nicht bloß des Kaisers gedenken, sondern auch den Gedanken der Treue und Hingebung an denselben stets erneuern müsse; donnernde Hochs der Gesellschaft begleiteten seinen Toast. Hieran reihten sich schicklich die Trinksprüche auf die hohen und lieben Gäste und das Eisenbahncomite. Die Herren bedankten sich in beredten Worten und der Herr Regierungspräsident v. Wurmd wurde von häufigen Bravos unterbrochen, da er erklärte, dass ihm die Wahl zwischen den heutigen Festorten Montabaur und Rüdesheim, wo die Zahnradbahn nach dem Nationaldenkmal eröffnet wurde, schwer geworden; dass er sich aber am Ende, zumal er Rüdesheim bei der Einweihung des Nationaldenkmals besucht, diesmal für Montabaur aus Gründen der Nützlichkeit, da es sich um die Hebung eines armen Landestheils gehandelt, entschieden habe; er brachte ein Hoch auf die Stadt Montabaur aus, das die Herren Gymnasial= und Seminardirektoren erwiderten. Herr Dekan Müller dankte in launig gehaltenem Trinkspruche im Namen des Eisenbahncomites, wobei er einzelne Episoden des Entwicklungsganges in unserer Eisenbahnfrage illustrirte. Herr Pfarrer Weckerling entrollte ein Bild der Kämpfe, welche die Stadt Montabaur zu bestehen hatte, um ihren Bahnhof nicht über eine halbe Stunde entfernt zu haben, wobei manche tragi=komische Szene vorgeführt wurde. Die Trinksprüche gipfelten immer wieder in einem Hoch auf die eine oder andere Behörde oder Person, welche die Schwierigkeiten der Westerwaldbahn zu erleichtern bestrebt gewesen war. Herr Dr. Lieber, welcher auch zu ihnen gehörte, erklärte in seiner Bescheidenheit, daß er nur als Abgeordneter seine Pflicht gethan zu haben glaube und erst dann seine diesbezügliche Aufgabe für erledigt halte, wenn auch der Oberwesterwald der Segnungen des Weltverkehrs durch Fertigstellung seiner Bahn theilhaftig geworden sei. Der Ober- und Unterwesterwald seien zwar politisch getrennt, öconomisch aber wegen ihrer gleichartigen klimatischen Verhältnisse untheilbar. Die Gesellschaft verlegte darauf ihren Festplatz in den Hämmerlein`schen Garten, wo bei Musik, Gesang, Reden und einem Glas Bier der Nachmittag heiter verfloß. Doch, wie alles Schöne seinen Anfang, aber auch sein Ende hat, so nahte allmählich auch wieder die Zeit, wo die Gäste die nöthigen Züge zur Heimkehr aufsuchen mussten. Begleitet von dem Gemeinderathe und der Musik wurden sie zum Bahnhofe geführt und unter Hochs, Heil und Böllerknall ihnen ein herzlicher Abschied zum Danke für die Ehre des Besuchs bereitet. Ein Ball im „Nassauer Hof“ schloß die Feier ab. Kein Unfall trübte das Fest und so hofft die Stadt, dass ihre Gäste mit dem, was eine kleine Stadt zu bieten vermochte, zufrieden sein werden. |
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Schon während der Bauzeit 1881-1884 fand die Streckenführung durch das Brexbachtal mit 36 Brücken und 7 Tunnels große Beachtung. Die damalige Presse, wie das Kreisblatt des Unterwesterwaldkreises in Montabaur rühmte die kühne Streckenführung vom Rheintale in Engers, hinauf auf steile Westerwaldhöhen. Endlich hatte der Westerwald seine lang ersehnten Bahnanschlüsse erhalten. |
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1891
Beschreibung einer Bahnfahrt auf der Brexbachstrecke Das tief und steil eingeschnittene Thal des Brexbaches, dessen klare Wellen aus ihren grünen Uferrändern mit plätscherndem kosen zu uns herüber grüssen, bildet bald durch den Bahnbau wilde von kahlen Schieferfelsen starrende Einschnitte, bald erweitert es sich zu kleinen Bergkesseln, in welche bezaubernd schöne Seitenthälchen aus ihrer Weltabgeschiedenheit neugierig hineinlugen. Der Brexbach durchschlängelt in so vielfachen Windungen das enge Thal, dass Tunnels – es folgen noch bis zur Station Grenzau der Mühlberg- 85 m , Grenzau- 111m und Moorsberg 85m Tunnel – Einschnitte und zahlreiche Brücken ununterbrochen mit einander abwechseln und der Strecke von Seiten der Baubeamten den Namen „Viaducten-Bahn“ eintrugen. In der Nähe der bald erreichten Station Grenzau nach Durchfahren des Mühlberg-Tunnels 226m, erblicken wir zur linken Hand der Bahn – Gruss dir, Romantik – die Trümmer der von Heinrich von Isenburg um 1210 erbauten Burg Grenzau. Der wohlerhaltene dreieckige Bergfried der, soweit uns bekannt, ein Unicum in der Militärarchitectur des Mittelalters ist, schaut aus grüner Waldumgebung gar trutzig auf uns herab. Im kleinen Bergkessel am östlichen Fusse des die Burgruine tragenden Berges liegt auf der linken Seite der Bahn teilweise den Berg sich herabziehend das Dorf Grenzau (185 Einwohner). Durch den Grenzauer- 111m und Moorsberg-Tunnel 85m gelangen wir nach dem Bahnhof Grenzau, bei welchem die Linie nach Höhr-Grenzhausen abzweigt, die auf einer Länge von 2,4 km langen Strecke zum grössten Teil die Steigung von 1:57 und 1:35 überwindet. Höhr (2606 Einw.), Grenzhausen (1679 Einw.), der Hauptsitz der Westerwälder Thon-Industrie, bietet uns das Bild einer nach langem Stillstand wieder in mächtigem Aufblühen begriffenen Gewerbe- und Fabrikthätigkeit. |