Glasfabrik Wirges von 1895 bis 2016

Die „Fabrik feuer- und säurefester Produkte Aktien Gesellschaft mit dem Sitz in Vallendar“ beantragte 1892 den Bau für eine Chamottefabrik. Mit über 2000 Arbeitern begannen die Bauarbeiten. Im Jahre 1894 wurde die Produktion mit 310 ortsansässigen Arbeitern die Produktion mit Handformerei, Hand und Spindelpressen aufgenommen.Im gleichen Jahr wurde der Antrag zum Bau einer Glasfabrik gestellt, welche im November 1895 die  Herstellung von Flaschen und Großglas wie Ballonflaschen aufnahm. In Betrieb waren 4 Schmelzwannen Dralle`scher Bauart.
Ende 1896 waren hier über 1000 Arbeiter beschäftigt. Da es in dieser Region keine Glasfachleute, Glasbläser, gab, warb man diese in den Ostgebieten des Deutschen Reiches, in Ostpreußen, Böhmen und Schlesien an. Gleichzeitig entstanden Wohnungen für diese Arbeiter, die mit ihren Familien in den Westerwald kamen. Zusammen mit dem Aufbau der Glasfabrik entstanden die Arbeiter-Siedlungen Vor der Asbach I und II sowie Am Dornberg I. In den Werkseigenen Wohnungen lebten 1896 122 Familien mit 683 Personen. Weitere 82 Wohnungen entstanden Am Dornberg II und III
1896
gründete das Werk eine eigene Werkfeuerwehr, die auch im öffentlichen Interesse tätig war. 
1897
nahm die Chemische Fabrik die Produktion auf. Die Glasfabrik wurde auf jetzt 6 Wannen erweitert. Noch zwei Wannen waren beantragt. 1898 waren folgende Abteilungen in Betrieb.

Chamottefabrik , Die Glasfabrik, Verschlußfabrik, Chemische Fabrik

Durch Mißwirtschaft der Verwaltung Direktor Boeing, nicht wegen eines Streiks, wie in manchen Publikationen immer behauptet wird, geriet die Firma 1901 in Konkurs. (Quelle Kreisblatt des Unterwesterwaldkreises 1901).

 
Ab 1902 Aktiengesellschaft für Glasindustrie, vormals Friedrich Siemens Dresden

erwirbt die Fabrikanlagen mit der Flaschenfabrik, Chamottefabrik und Verschlussfabrik in Wirges und Bad Nauheim.
Friedrich Siemens begann sofort mit der Modernisierung des Betriebes, indem er neue Wannenschmelzöfen baute.
Mit dieser Erfindung legte er den Grundstein für die deutsche Flaschenindustrie.

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894
Die Aktiengesellschaft für Glasindustrie, vormals Friedrich Siemens Dresden, hatte den staatlichen Mineralbrunnen in Fachingen gepachtet. Nach dessen Tod 1904 wurde der Vertrag unter Siemens Erben weitergeführt.
Weitere Brunnen an der Lahn erhielten Glasflaschen womit das Schicksal der Krugbäckereien, als ehemalige Zulieferer, besiegelt war.
1913 Vertraglich waren noch Lieferungen von 2 Mio Tonkrügen festgelegt. (Liste Kreisbildarchiv).

Die Glasflasche trat ihren Siegeszug an.  

1911 wurde die erste Owens-Flaschenmaschine an der Schmelzwanne III aufgestellt, (Foto) Tagesproduktion 20.000-25.000 Flaschen
1912
folgte eine weitere Owens-Maschine. Die maschinell hergestellten Flaschen zeichneten sich durch größere Bruchfestigkeit sowie Gleichmäßigkeit des Gewichtes und Inhaltes aus. Nach und nach verdrängten diese Maschinen die mundgeblasenen Flaschen. Für Spezial-Produkte wurde immer noch die Fertigkeit der Glasbläser benötigt. Owens-Flaschenmaschine war ein amerikanisches Patent.
1912
Neue elektrische Zentrale.
1913
beging die Aktiengesellschaft für Glasindustrie, vormals Friedrich Siemens ihr 25 jähriges Jubiläum.
1917
erwarb die Aktiengesellschaft für Glasindustrie in Wirges die an das Werksgelände anschließenden Tonfelder und Belehnungen, Werksstilllegungen infolge der Ruhrbesetzung 1923-24
Weltwirtschaftskrise 1930-1933. Ende 1933 kam die Schamottefabrik sowie die Glashütte mit 2 Schmelzwannen und 2 Owensmaschinen mit etwa 550 Beschäftigten wieder in Betrieb.
1934
wurde an der Wanne III eine Anlage zur Herstellung von Rohglas und Drahtglas im Handgießverfahren errichtet,

1943 erfolgte die Umbenennung in Siemens Glas AG.  

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges verblieb nur das Werk Wirges im Bundesgebiet alle übrigen Werke von Siemens-Glas lagen in den verlorenen Ostgebieten oder in der sowjetischen Besatzungszone. Es handelte sich um die Werke Usch, Gertraudenhütte, Neusattl, Kosten, Mediasch und Graz in der Tschechoslowakei, Polen, Rumänien und Österreich. In der sowjetischen Besatzungszone Dresden, Berlin-Stralau, Freital-Döhlen und Pirna.
1948
Verlegung des Hauptsitzes von Dresden nach Wirges aufgrund der Zonentrennung durch Generaldirektor Dr. Niclassen.
Gegen Ende 1950
geregelte Produktionsverhältnisse.
Neu Fabrikation mit technischen Gläsern, gepreßtem Bauglas und Glasdachziegeln.
1950
startet eine neue Abteilung für Wandler und Transformatoren WTW.
Mangelnde Sparsamkeit, unglückliche Personalpolitik und unüberlegte Investitionen führen schließlich 1957 zum Konkurs. 

Rettung und Neubeginn 1957 durch Dr. Werner Wodrich und weitere Geldgeber.

Schon im Januar 1958 nahm die Glashütte wieder den Betrieb auf, wenige Monate später auch die übrigen Betriebsteile Schamotte, Tongruben und die WTW ihre Arbeit wieder auf.
Seit dem 30. Juni 1959 firmierte das Werk als WESTERWALD AG vormals Siemens Glas.  Später Westerwald AG für Silikatindustrie und Solaris Glas

Die Westerwald AG kam zu Ruhrglas Essen später VEBA

1988 Verkauf aller Ruhrglaswerke an Oberland Glas AG

1989 Verkauf WTW an Firma Ritz

2000 Verkauf Schamotte an Firma Rath/A

2000 Saint Gobain (F) Oberland Glas Werk Wirges

2005 Verkauf Glassteinproduktion an SEVES/Italien

2010 Einführung der Marke Verallia

2015 Verallia Apollo (US+F)

2016 Firmenname Verallia Eigenständige Gruppe mit 10.000 Mitarbeitern

 
Aktualisiert Juli 2025
 
 

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