Quarzitabbau im Herschbacher Becken

Quarzitabbau im Herschbacherbecken zwischen Herschbach, Marienrachdorf, und Marienhausen.
Nach dem Abzug der Besatzungsmächte (Rheinlandbesetzung Franzosen und Belgier) im November 1924 begannen die Firmen wieder mit ihren Abbautätigkeiten. Im Jahre 1927 erreichte der Quarzitabbau seine Blütezeit. Etwa 600 Arbeiter waren in den Gruben beschäftigt.
Die Gruben waren mit einer 2,6 km langen Schleppbahn sogenannte Ringbahn an den Herschbacher Bahnhof angeschlossern. Spurweite 600 mm Feldbahngleis.
In den Gruben wurde um die Jahrhundertwende mit Muskelkraft der Abraum abgegraben um an den wichtigen Rohstoff Quarzit zu gelangen. Mitte der 30er Jahre waren schwere Dampfbagger oder Eimerkettenbagger um den Abraum großflächig zu beseitigen. Mittels Kipploren wurde der Quarzit befördert.

Einige Betriebe hatten eigene Lokomotiven. Unbekannt die Personen und Arbeiter in den Gruben. In den ersten Jahren war alles reine Handarbeit, danach kamen große Bagger in die Gruben.

Eine Dampflokomotive der Ringbahn war schon 1936 im Einsatz  (110-PS-Lokomotive der Fa. Henschel, Bj. 1934. Im Jahre 1951 übernahm die Kleinbahn AG eine 110-PS-Lokomotive (Orenstein&Koppel Baujahr 1921) von der Firma Friedrich aus Grefrath. In den 30er Jahren wurde eine Jung Diesellok dokumentiert.

Links Foto von Georg Gerlach 1936, rechts die gleiche Lok, hinten ein Brohltalbagger
Quarzit wurde für die Auskleidung der Hochöfen und zur Schamotteherstellung benötigt.
Jede Firma hatte bis 1950 einen eigenes Ladegleis im Bahnhof Herschbach. Über Kipprutschen wurde der Rohstoff aus den Loren in die offenen Güterwagen der Kleinbahn geschüttet. Welche 6000 Kg fassen konnten.
Im Bahnhof Selters kamen dann die Kleinbahnwagen neben den Staatsbahnwagen an. Diese mußten mit reiner Muskelkraft umgeladen werden. Eine Schweißtreibende Arbeit bei Wind und Wetter, Hitze oder Eiseskälte. 

Links die Ladebuchten in Herschbach, rechts die Umladearbeiter in Selters

Während und nach dem 2. Wk wurden die Frachten per Lkw an den Bahnhof Marienrachdorf gefahren und dort direkt in die Waggons der Reichsbahn verladen. Nur wenige Betriebe nutzten noch die Kleinbahn, die Frachteinnahmen brachen ein.
Deshalb entschloß sich die Betriebsführung der Kleinbahn sich zur Einführung des Rollwagenbetriebes.
Ab Juli 1950 wurden umfangreiche Umbauten sowohl in Selters und in Herschbach vorgenommen. Es entstanden Umsetzanlagen für Rollschemel in Selters und in Herschbach ein 60 m langes Aufsetzgleis für normalspurige Bundesbahnwagen. Von der Bundesbahn wurden zunächst 4 Rollwagen ausgeliehen. Damit konnten pro Tag 300 Tonnen Quarzit transportiert werden.
Im Herschbacher Becken befanden sich 8 größere Quarzitbetriebe, welche monatlich 4000-6000 Tonnen Quarzit verladen.
Neue Fotos von der Eisenbahnstiftung von der Eröffnung des Rollwagenbetriebes 1950
Fotos links in Selters und rechts Herschbach von Adolf Dormann, Direktor Eisenbahndirektion Mainz
 
Lokomotive der Ringbahn ab 1951 bis 1960

Die Ausbeute der Gruben wurde immer geringer, im Jahre 1960 wurden nur noch 20.000t transportiert. Das Ende der Kleinbahn war beschlossen.
Nach der Aufgabe der Betriebe wurden aus den Gruben Angelweiher und Rückzugsorte für Vögel und Amphibien.  
Nur noch ein Tagebau blieb in Ausbeute. Die Quarzitgrube „August Thyssen“ in Herschbach war bis 1992 in Betrieb. Verladen wurde mittels Kipprutsche an der Straße am Ortrsausgang Herschbach an der Straße nach Marienhausen. Dort entlang erstrecken sich heute zahlreiche Angelweiher, die ehemaligen Quarzitgruben.

 
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